📊 Berkshire Hathaway B (BRK.B) – finanzieller Bunker mit Panzer-Bilanz
Von Alien Investor – Stand: Ende 2024 / Q3-Zahlen 2024. Keine Finanz-, Steuer- oder Rechtsberatung.
Berkshire Hathaway ist kein normales Unternehmen, sondern so etwas wie ein kapitalistischer Mothership-Tanker:
ein Mischkonzern mit gewaltigem Versicherungsarm, Eisenbahn, Energiegeschäft, Industrieunternehmen und einem
gigantischen Aktienportfolio – gesteuert von der Kapitalallokationsmaschine rund um Warren Buffett und sein Team.
Die Frage aus Eigentümer-Sicht: Ist die Berkshire-Hathaway-B-Aktie heute eher ein überteuerter Buffett-Kult
– oder ein solider „finanzieller Bunker“, der im aufgeblasenen Markt als Stabilitätsanker taugt?
„Wenn Berkshire pleitegeht, ist Geld auf der Erde wahrscheinlich sowieso nichts mehr wert.“ 👽
Aktueller Kurs (Ende 2024): grob 460–470 USD je BRK.B
Marktkapitalisierung: > 1 Billion USD – der erste Nicht-Tech-Konzern in diesem Club
KGV: auf Basis der operativen Gewinne eher im Bereich Anfang 20.
Auf GAAP-Basis (inklusive Bewertungsgewinnen/-verlusten) liegt das KGV deutlich niedriger, grob um 11.
Vergleich S&P 500: Der S&P 500 handelt oft im Bereich 24–28 KGV.
Berkshire ist also spürbar günstiger als der Gesamtmarkt – trotz Qualitätsstempel.
Wichtig: Bei Berkshire sollte man immer auf das operative Ergebnis schauen, nicht auf die
Netto-Gewinnzahlen nach US-GAAP, die die täglichen Schwankungen des Aktienportfolios voll durch die
Gewinn- und Verlustrechnung ziehen.
2) Geschäftsmodell & Segmente – das Konglomerat im Überblick
Berkshire ist im Kern ein Vehikel zur Kapitalallokation: Cash aus Versicherungen und operativen Töchtern
wird eingesammelt und dann in Unternehmen, Übernahmen und Wertpapiere verteilt.
Versicherungen – der Motor („Float“):
GEICO, General Re, Alleghany und weitere Einheiten. Sie liefern den berühmten
Float – Prämien, die Berkshire heute kassiert und teilweise erst Jahre später als
Schadenszahlungen wieder auskehrt. Dieser Float kann in der Zwischenzeit investiert werden.
BNSF – die Eisenbahn als Arterie:
Burlington Northern Santa Fe ist eine der größten Frachteisenbahnen der USA. Zyklisch,
aber strukturell wichtig für die US-Wirtschaft. Güterverkehr, Rohstoffe, Industrie – ohne BNSF
und Co. steht viel still.
Berkshire Hathaway Energy (BHE) – die Energie-Infrastruktur:
Stromnetze, Pipelines, erneuerbare Energien und regulierte Versorger. Sehr kapitalintensiv,
aber mit planbaren, regulierten Erträgen.
Manufacturing, Service & Retail:
Ein buntes Sammelsurium: Marmon, Precision Castparts, See's Candies, Dairy Queen, Duracell und viele mehr.
Oft mittelständisch geprägt, aber in Summe ein großer Cashflow-Lieferant.
Investment-Portfolio:
Ein internes „Aktien-Hedgefonds-Depot“ mit Schwergewichten wie Apple, American Express,
Coca-Cola und anderen. Dazu Anleihen und T-Bills.
Aus Investoren-Sicht ist Berkshire damit eine Mischung aus Versicherer, Infrastrukturbetreiber,
Industriekonzern und Investmentholding – mit sehr viel Entscheidungsfreiheit bei der Zuteilung von Kapital.
3) Wachstum & Entwicklung
Klassische Umsatzkennzahlen sind bei Berkshire wenig aussagekräftig, weil insbesondere die
Bilanzierung von Wertpapiergewinnen die Zahlen extrem schwanken lässt.
Entscheidend ist das operative Ergebnis.
Operative Gewinne: In den Q3-Zahlen 2024 lagen die operativen Gewinne bei etwa
10 Mrd. USD – trotz Belastungen durch Naturkatastrophen.
Versicherung: Profitiert von höheren Prämien und gestiegenen Zinsen auf
die Anleihebestände. Gleichzeitig drücken Sturmschäden (z. B. Hurricanes Helene und Milton)
auf die Ergebnisse.
BNSF: Kämpft mit flacher Nachfrage und hohen Kosten. Kein Wachstumswunder,
eher ein stabiler, aber zyklischer Cash-Generator.
BHE: Steht vor gewaltigen Investitionen in Netze und erneuerbare Energien –
mit potenziell attraktiven, aber regulierten Renditen.
Berkshire ist kein klassischer Wachstumswert wie eine Tech-Aktie. Das Wachstum kommt vor allem aus
Zinseszins, konservativem Underwriting in der Versicherung
und dem geschickten Einsatz des gigantischen Cash-Bergs – wenn sich Gelegenheiten ergeben.
4) Profitabilität & Bilanz – die „Panzer-Bilanz“
Hier liegt die eigentliche Anomalie von Berkshire Hathaway: eine Bilanz, die in ihrer Stabilität
und Feuerkraft kaum einen Vergleich hat.
Cash-Position: Über 325 Mrd. USD an liquiden Mitteln und T-Bills (Stand Q3 2024).
Das ist mehr Cash, als viele große S&P-500-Konzerne überhaupt an Börsenwert haben.
Verschuldung: Sehr konservativ. Schulden sitzen überwiegend auf Ebene der Tochterunternehmen
(Eisenbahn, Energie) und sind durch Assets gedeckt. Die Holding selbst ist faktisch nahezu netto schuldenfrei.
Cashflows: Die operativen Töchter generieren stetige, hohe Cashflows, die nach Omaha fließen
und dort entweder im Cash-Berg landen, in T-Bills geparkt oder in Übernahmen/Buybacks verwandelt werden.
Aus Eigentümer-Sicht ist das eine maximal defensive Struktur. Der Nachteil: Der enorme Cash-Berg
drückt die Eigenkapitalrendite (ROE), solange er nicht produktiver investiert wird. Der Vorteil: Berkshire kann
in Krisen dort kaufen, wo andere verkaufen müssen.
5) Aktuelle strategische Themen
Der große Ausverkauf im Aktienportfolio
In den letzten Quartalen hat Buffett vor allem seine Apple-Position massiv verkleinert und auch
Anteile an Bank of America reduziert; die Erlöse wurden überwiegend in kurzlaufende US-Staatsanleihen
(T-Bills) umgeschichtet.
Interpretation: Buffett findet aktuell kaum Übernahmeziele zu Preisen, die er für attraktiv hält,
und hält den Gesamtmarkt tendenziell für teuer. Statt in überbewertete Aktien zu drängen, parkt er das Geld lieber
zu 4–5 % in sicheren T-Bills.
Nachfolgefrage: Leben nach Buffett
Greg Abel ist als zukünftiger CEO gesetzt. Die operative Führung ist dezentral organisiert,
viele Einheiten werden von starken Managern eigenständig geführt.
Die Kultur „Capital Allocation über Zentrale, operative Freiheit in den Töchtern“ soll auch nach Buffett
fortgeführt werden. Trotzdem bleibt ein psychologisches Key-Man-Risiko.
Energie-Transition & Klagerisiken
BHE steht vor massiven Investitionen in Netze und erneuerbare Energien – ein Jahrhundertprojekt
mit regulierter Rendite.
Gleichzeitig drohen Klagen und Haftungsrisiken wegen Waldbränden und Netzausfällen,
wie man sie auch bei anderen Versorgern (z. B. in Kalifornien) sieht.
6) Bewertung im Kontext
Price/Book: Das Kurs-Buchwert-Verhältnis liegt historisch oft im Bereich
1,5–1,6. Buffett selbst hat früher bei etwa 1,2–1,4 Buchwert aggressiv eigene Aktien zurückgekauft.
Operatives KGV: Grob Anfang 20 auf Basis der laufenden operativen Erträge – in einem Markt,
in dem viele Großkonzerne ebenfalls mit 20+ bewertet werden.
Marktvergleich: Im Vergleich zur teuren Tech-Ecke wirkt Berkshire wie ein „Value-Anker“:
solide Qualität, günstiger Multiplikator, dafür weniger Wachstumsfantasie.
Fazit auf einen Blick: fair bewertet bis leicht günstig. Kein brutales Schnäppchen mehr,
aber im Vergleich zum breiten Markt und zur Tech-Rallye ein Hort der Vernunft – mit eingebauter
Crash-Optionalität über den Cash-Berg.
7) Wettbewerbsumfeld & Konkurrenten
Echte Konglomerate wie Berkshire sind seltener geworden – aber es gibt ein paar relevante Vergleichsgruppen:
Asset Manager (BlackRock, Vanguard):
Verwalten gigantische Summen, besitzen die Unternehmen aber nicht selbst. Sie sind eher Dienstleister
für Anleger, keine richtigen Eigentümer der operativen Firmen.
Private Equity (Blackstone, KKR, Apollo):
Das sind die eigentlichen Gegner bei Übernahmen. Sie jagen dieselben „Elefanten“ wie Berkshire,
müssen die Beute aber meist nach wenigen Jahren wieder verkaufen – während Berkshire Firmen
im Idealfall ewig halten kann.
„Mini-Berkshires“ (Markel, Fairfax Financial):
Versicherungsgetriebene Holdings, die das Modell teilweise kopieren. Deutlich kleiner und volatiler,
bieten dafür mehr Hebel – und mehr Risiko.
Der größte Burggraben von Berkshire ist die Finanzkraft: Es gibt kaum jemanden,
der in einer Krise ohne Banken und Konsortialkredite einen Scheck über 20–50 Mrd. USD ausstellen kann.
8) Kundenperspektive – was sagen Nutzer?
Als Holding kann man Berkshire nicht direkt auf Bewertungsportalen suchen – man muss sich die Töchter ansehen.
Das Bild ist gemischt:
GEICO: Preislich oft attraktiv, aber Kritik bei Service und Schadenabwicklung.
Unter dem neuen Management (Todd Combs) gibt es harte Maßnahmen, Kostendruck und Personalabbau,
was sich in den Bewertungen widerspiegelt.
BNSF: Logistikkunden klagen über Verspätungen und mäßigen Service – allerdings ist das
im US-Schienenverkehr eher die Regel als die Ausnahme.
Insgesamt liefert Berkshire eher solide „Alltagsprodukte“ als glänzenden Luxus – mit Ausnahme einiger Premium-Dienste
wie NetJets, die im Privatjet-Segment unterwegs sind.
9) Mitarbeiterperspektive – wie sieht es innen aus?
Omaha-Zentrale: Extrem schlank, nur rund zwei Dutzend Mitarbeiter. Hohe Loyalität,
familiäre Kultur, lange Betriebszugehörigkeit.
GEICO: Deutlich rauer. Berichte über harte Entlassungsrunden, starken Leistungsdruck und
sinkende Moral, weil Profitabilität konsequent durchgedrückt wird.
BNSF: Angespannte Lage mit Gewerkschaften, Streit über Anwesenheitspflichten und
Arbeitsbedingungen – klassisches Bild im US-Schienenverkehr.
Auf Holding-Ebene herrscht Stabilität, in den großen operativen Einheiten spürt man dagegen klar den
Optimierungsdruck – insbesondere dort, wo Margen in den letzten Jahren unter Druck gerieten.
10) Chancen & Risiken
Chancen
Marktcrash: Mit über 300 Mrd. USD Cash ist Berkshire wahrscheinlich
der einzige Player, der in einer echten Finanzkrise massiv als Käufer auftreten kann –
ähnlich wie 2008, nur mit noch größerer Feuerkraft.
Zinseinnahmen: Solange die Zinsen nicht wieder bei 0 % landen, verdient Berkshire
auf T-Bills und Anleihen nahezu risikolose Milliarden.
Versicherungshärtung: Steigende Prämien in der Schaden-/Unfallversicherung
erhöhen die Profitabilität, wenn das Underwriting diszipliniert bleibt.
Risiken
Key-Man-Risk: Der Tod von Warren Buffett könnte kurzfristig eine emotionale
Abverkaufswelle auslösen – auch wenn die operative Substanz unverändert bleibt.
Klimawandel: Als großer Rückversicherer und Energieversorger ist Berkshire
doppelt exponiert gegenüber Extremwetter, Waldbränden und regulatorischen Klimarisiken.
Größenproblem: Es wird immer schwieriger, Deals zu finden, die bei dieser
Unternehmensgröße überhaupt noch „die Nadel bewegen“.
11) Alien-Fazit 🛸
Berkshire Hathaway ist aktuell weniger eine „Wachstumsrakete“ als ein finanzieller Bunker
mit eingebauter Optionalität. Die Panzer-Bilanz mit über 300 Mrd. USD Cash ist ein klares,
stilles Misstrauensvotum gegenüber einem heiß gelaufenen Aktienmarkt – und gleichzeitig eine enorme Waffe
für den nächsten Crash.
Operativ gibt es Baustellen (GEICO, BNSF, Klagerisiken bei BHE), aber die Kombination aus Versicherungs-Float,
Infrastruktur, Industrie und Aktienportfolio ist einzigartig. Wer hier investiert, kauft keine
„Buffett-Story“ für schnellen Reichtum, sondern ein robustes, konservatives Kapitalallokations-Vehikel.
Für mich als Alien-Investor wirkt Berkshire wie eine Kernposition für Sicherheits-orientierte Eigentümer,
die bei einer Übertreibung im Gesamtmarkt lieber den Panzer nehmen als den Meme-Jet. Ob das zu dir passt,
hängt von deiner eigenen Risikowahrnehmung und Portfolio-Strategie ab.
Keine Finanz-, Steuer- oder Rechtsberatung – nur meine persönliche Alien-Meinung aus dem Cockpit.
Du trägst die Verantwortung für deine Entscheidungen.
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Die Analyse basiert auf Geschäftsberichten und Quartalszahlen von Berkshire Hathaway (insbesondere Q3 2024),
offiziellen SEC-Filings sowie ergänzenden Marktkommentaren und Auswertungen.